Bundesbauministerin setzt auf serielles Bauen.
Bis 2025 müssen in Deutschland 1,5 Millionen neue Wohnungen gebaut werden. Insbesondere in Großstädten und Ballungszentren ist bezahlbarer Wohnraum heutzutage Mangelware. Hier will die neue Bundesregierung Abhilfe schaffen: 400.000 Wohnungen jährlich sollen durch standardisierte Bauweise entstehen. Eine Zusammenfassung von RE/MAX.
Schneller, günstiger und trotzdem schön.
„Um den Prozess zu beschleunigen, werden wir Modelle für serielles Bauen starten“, erklärte Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) in einem Interview mit „Bayern 2“. Das Bauen in Serie basiert auf im Werk vorgefertigten Raummodulen, die auf der Baustelle nach dem Legoprinzip aufeinandergestapelt und miteinander verbunden werden. Diese Art der Herstellung beschleunige den Bauprozess und vermeide sehr viel Baulärm und Dreck in den Innenstädten, so Geywitz.
Das Vorhaben basiert auf der Rahmenvereinbarung für serielles und modulares Bauen, die der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW im Jahr 2018 gemeinsam mit dem Bundesbauministerium, der Deutschen Bauindustrie und der Bundesarchitektenkammer ins Leben gerufen hat. Bauunternehmen können dabei aus einer Broschüre mit neun innovativen Geschosswohnungsbaukonzepten wählen. Dass Teile der Projektausschreibung und -planung bereits erledigt sind, spart eine Menge Zeit – und Geld.
Maßkonfektioniertes serielles Bauen ist zudem eine Antwort auf die fortschreitende Digitalisierung der Planungs- und Bauprozesse. Ein weiterer Vorteil ist die räumliche Flexibilität: Die Gebäude können – falls sie nicht mehr gebraucht werden (Beispiel Flüchtlingsunterkünfte) – ab- und ggf. woanders wieder aufgebaut werden.
Serielles Bauen – Haute Couture vom Band.
Der Begriff „serielles Bauen“ ruft Erinnerungen wach an das Schreckgespenst der eintönigen Betonwüsten des Plattenbaus der 70er Jahre. Doch Fachleute wie Udo Sonnenberg, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Architekten- und Ingenieurvereine e. V. (DAI), geben Entwarnung: „Bauteile, die in Serie gefertigt sind, schränken keineswegs die Ästhetik oder den Wohnkomfort ein.“ Die Modulbauweise könne durchaus kostengünstige, stark rationalisierte Planungs- und Bauprozesse mit hoher individueller Architekturqualität verbinden. Als Baustoff für Wände und Raummodule kommen neben Beton heute auch Holz, Kalksandstein oder Planziegel in Frage.
Das Problem sieht Sonnenberg nicht in der Bauweise, sondern beim Baugrund: In deutschen Städten gäbe es nicht genügend Platz für modulares Bauen in großem Stil. Stattdessen müsse man sich mit dem Bestand befassen und besonders die Möglichkeiten der Dachaufstockung ausloten. Josefine Steffen, Pressesprecherin des Bauministeriums, sieht hier keinen Widerspruch, denn auch in der Nachverdichtung bestehender Quartiere könne die serielle Bauweise zum Einsatz kommen: „Der Anspruch des Bauministeriums verbindet dabei die Themen Nachhaltigkeit sowie Energie- und Ressourceneffizienz mit einer hohen Gestaltungsqualität im Sinne der Baukultur.“ Um den derzeitigen Bestand optimal zu nutzen und weitere Flächenversiegelung zu vermeiden, plant Ministerin Geywitz zum Beispiel, ungenutzte Gewerbeimmobilien in Wohnungen umzuwandeln.
Quellen: Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, gdw.de, br.de, handelsblatt.de, build-ing.de, spiegel.de, myhomebook.de, haufe.de, rtl.de, bundesbaublatt.de, baustoffwissen.de, tagesschau.de